HANSEATISCHE RECHTSANWALTSKAMMER HAMBURG
Ausgabe 1/2025 vom 6. Februar 2025

Studie zu Angriffen auf Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte

Umfrageergebnisse für den Hamburger Kammerbezirk

Im März und April des vergangenen Jahres führte die BRAK bundesweit eine Umfrage zu Angriffen auf Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte durch. Die Durchführung der Umfrage war mit anderen europäischen Partnerorganisationen im Rahmen des Rats der Europäischen Anwaltschaften (CCBE) vereinbart worden. Die Ergebnisse der Umfragen von CCBE und von der BRAK finden Sie hier.

Nun liegen auch die Umfrageergebnisse für den Hamburger Kammerbezirk vor. Mehr als 400 in Hamburg zugelassene Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte haben Fragen zu ihren Erfahrungen mit Angriffen in Form von Belästigungen, bedrohlichem Verhalten, verbaler oder körperlicher Aggression beantwortet.

Immerhin etwas mehr als ein Drittel der teilnehmenden Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte (37,15%) war in den letzten zwei Jahren im Zusammenhang mit ihrer Anwaltstätigkeit mindestens einmal verbalen Aggressionen, beispielsweise Beleidigungen, ausgesetzt. 13,19% erlebten in diesem Zeitraum mindestens einmal körperliche Aggression. In den meisten Fällen ging die Aggression von der Gegenseite (32,95%) oder von ehemaligen Mandantinnen/Mandanten (25,57%) aus. In den weitaus meisten Fällen richtete sich die Aggression gegen die Rechtsanwältin oder den Rechtsanwalt persönlich (92,22%), in immerhin 5% der Fälle aber auch gegen die Familie oder gegen Freunde.

Auf die Hälfte der Befragten hatte der Vorfall keine Auswirkung, etwa ein Viertel (24,73%) teilten mit, dass der Vorfall sich auf die Arbeitszufriedenheit ausgewirkt hätte und bei immerhin 19,78% hatte der Vorfall Auswirkungen auf die psychische Gesundheit.

Aufgrund der Erfahrung von bedrohlichem Verhalten, Belästigung oder Aggression dachten 16,42% der befragten Anwältinnen und Anwälte schon mindestens einmal darüber nach, ihren Beruf aufzugeben. 8,31% der Befragten gaben an, mindestens eine Kollegin oder einen Kollegen zu kennen, die oder der aufgrund solcher Vorfälle den Beruf aufgegeben habe.

Im europäischen Vergleich sind die deutschen Umfrageergebnisse gleichwohl tendenziell weniger negativ als der europäische Durchschnitt. So berichteten in Deutschland z.B. etwas weniger Befragte, in den letzten zwei Jahren Angriffe erlebt zu haben. Zudem gaben die Betroffenen in Deutschland öfter als in den meisten anderen teilnehmenden europäischen Staaten an, dass solche Angriffe keine Auswirkungen gehabt hätten. Das kann aber kein Trost sein, denn es sollte selbstverständlich sein, dass man bei der Ausübung des anwaltlichen Berufes in keiner Weise bedroht wird.